Regenbogen

Lichtbrechung und Regenbogen


Die dominierende Wolke im Gemälde "Frühling" des Braunschweiger Zyklus' ist eine kräftige, abziehende Schauerwolke (Cumulus congestus oder Cumulonimbus) mit einem schwachen Regenbogen im rechten oberen Bildbereich. Zugleich fallen von links oben Strahlenbündel ins Bild. Regenbögen erscheinen ausschließlich in Opposition zur Sonne, ihr Zentrum befindet sich stets 180° von der Sonne entfernt. Wer einen Regenbogen beobachtet, hat also immer die Sonne im Rücken, wie das Foto zeigt: der Schattenwurf des Fotografen läuft genau auf das Zentrum des Regenbogens zu.

Regenbogen, Sierksdorf/Holstein, 27.08.1978, 1840 MESZ (Foto: F. Ossing)


J. de Momper: "Frühling", mit freundlicher Genehmigung des Herzog Anton Ulrich-Museums, Braunschweig

In Mompers Gemälde jedoch scheint die Sonne von links in das Bild, ihr Strahlengang bildet also einen Winkel von etwa 90° zum Regenbogen. Diese Darstellung ist nach den Gesetzen atmosphärischer Optik unmöglich.

Auch steht der Regenbogen zu hoch am Himmel. Die Höhe der Sonne über dem Horizont beträgt im Gemälde fast 40 Grad. Bei Sonnenhöhen über 42 Grad verschwindet der Haupt-Regenbogen ganz, im Gemälde müßte er also entschieden flacher sein.

P.P. Rubens, ein später Zeitgenosse Mompers und exzellenter Landschaftsmaler, hatte die gleichen Probleme bei der Darstellung seiner Regenbögen. Die Lichtbrechung im Regenbogen wurde 1637 zuerst von Descartes entdeckt; es brauchte weitere 30 Jahre, bis Newton die Farben des Regenbogens erklären konnte.


Franz Ossing
Februar 1998